B(u)B Presse: DER STANDARD

BEST(un)BUILT EINFAMILIENHAUS SUCHT BAUHERR
Phönix aus der Schublade
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Jahr für Jahr landen in Österreich tausende Einfamilienhausentwürfe im Archiv. Eine neue Initiative will die besonders schönen Archivleichen nun an den Bauherrn und die Baufrau bringen.

Laut Bundeskammer der Architekten und Ingenieurkonsulenten gibt es in Österreich derzeit rund 3000 registrierte, aktiv im Berufsleben stehende Architekten.
Und jedem einzelnen davon, erklärt Bundeskammerpräsident Georg Pendl, passiert es zumindest einmal im Jahr, dass ein fixfertig geplantes Projekt nicht zur Ausführung gelangt, sondern stattdessen in der Schublade landet.
Die Gründe sind vielfältig und reichen von unrealisierten Wettbewerbsbeiträgen bis hin zur Scheidung der Bauherrschaften.

„Allein in offene Wettbewerbe werden in Österreich Jahr für Jahr 73 Millionen Euro an Arbeitsleistung hineingebuttert“, sagt Pendl. „Und ich würde davon ausgehen, dass die Verschwendung, die aus der Menge niemals gebauter Einfamilienhäuser resultiert, ähnlich groß ist – wenn nicht sogar größer.“ Genaue Zahlen seien dazu nicht in Erfahrung zu bringen.

Seit rund zwei Wochen ist ein Projekt online, dass dich genau diesen Schubladenleichen widmet.
Unter der Domain BEST(un)BUILT findet man eine Art Shopping Plattform für potenzielle Bauherren, die zwar an Architektur interessiert sind, denen der Weg ins Architekturbüro letztendlich aber zu stressig oder zu angstbehaftet erscheint.
Deren gibt es viele. Und nicht wenige davon landen am Ende beim Baumeister oder Fertighausproduzenten.

„Die Einfamilienhausentwürfe, die in den Archiven schlummern sind zum Teil von sehr hoher Qualität“, sagt Lena Schacherer, Projektinitiatorin und Inhaberin der Plattform. „Es wäre schade, diese Projekte nicht wiederzubeleben.“ Vor allem Menschen mit geringem Budget hätten so die Möglichkeit, an ausgefallene Projekte zu gelangen.
Zwischen 3000 und 7000Euro kostet eine abgeschlossene Einreichplanung, wobei jedes Projekt je nach Bundesland, Grundstück und geltenden Bebauungsbestimmungen adaptiert werden muss.
BEST(un)BUILT stellt Kontakte zu Architekten, Baumeistern, Statikern, Haustechnikplanern und Innenraumgestaltern her. Der Verkauf der Pläne ist in erster Linie ein juristischer Akt, denn Urheber- und Werknutzungsrechte sind hierzulande sehr streng.

Zu den teilnehmenden Büros die ihre Archivleichen auf BEST(un)BUILT anbieten, zählen etwa Söhne & Partner Architekten sowie die Klosterneuburger Architektin Andrea Bódvay. „Natürlich müssen die Projekte an die neuen Rahmenbedingungen angepasst werden, aber darin sehe ich kein Problem“, sagt Bòdvay auf Anfrage des STANDARD.
Und Guido Trampitsch, Söhne & Partner Architekten, meint: „Es kann passieren, dass ein Projekt verfremdet und so ausgeführt wird, dass es unseren Vorstellungen nicht mehr entspricht. Aber diese Gefahr besteht eigentlich bei jedem Projekt.“

Nicht alle sind von BEST(un)BUILT begeistert. „Da werden Einfamilienhaus-Projekte zum Dumping Preis auf den Markt gebracht“, meint Günter Katherl vom Wiener Architekturbüro Caramel. „Ich fürchte, dass mit dieser Plattform ein Ausverkauf der Architektur einhergeht. Seit Jahren schon setzen wir uns dafür ein, dass unsere Arbeit einen gewissen Wert hat. Und nun sollen die Projekte um einen Bruchteil ihres Wertes verkauft werden. Da bin ich vorerst noch skeptisch.“
www.best-un-built.com

„Die Scheu vor Architektur nehmen“
Mit ihrer neu gegründeten Plattform BEST(un)BUILT will die Wiener Architektin Lena Schacherer vor allem Baumeister- und Fertighaus-Kunden ansprechen, erklärt sie im Gespräch mit Wojciech Czaja.

STANDARD: Wie kam es zu der Idee?
SCHACHERER: Viele Architekten planen Häuser, die niemals realisiert werden. Vor zwei Jahren hab ich mir dann gedacht: Ich halt’s nicht mehr aus, so viel Zeit und Energie zu investieren, damit das Projekt in das man Monate oder Jahre gearbeitet hat, am Ende in der Schublade landet. So ist die Idee entstanden, eine Plattform zu gründen, auf der die besten Einfamilienhausprojekte zum Verkauf angeboten werden.
STANDARD: Wer ist das Zielpublikum?
SCHACHERER: In erster Linie sprechen wir jene Bauherren an, die kein Fertighaus wollen, mangels Alternativen oder Durchblicks in der Branche dann aber beim Baumeister landen. BEST(un)BUILT soll Menschen die Scheu vor Architektur nehmen.
STANDARD: Wie sieht das Prozedere aus?
SCHACHERER: Auf der Homepage bekommt man einen groben Überblick über die unterschiedlichen Projekte. Sobald man sich registriert und Mitgliedschaft beantragt hat, bekommt man zu jedem einzelnen Projekt genaue Beschreibungen, technische Detailinformationen und eine Grobkostenschätzung.
STANDARD: Und dann?
SCHACHERER: Letztendlich hat der Kunde die Möglichkeit, den fixfertigen Einreichplan zu kaufen, wobei die Kosten je nach Projekt zwischen 3000 und 7000 Euro liegen. Natürlich ist so ein Einreichplan nicht eins zu eins auf das jeweilige Grundstück anwendbar, aber wir bieten auch technische Beratung und Serviceleistungen an beziehungsweise empfehlen unsere Kunden dann an Architekten und Konsulenten weiter.
STANDARD: Wie schaut es mit dem Copyright aus?
SCHACHERER: Wichtig: Das Urheberrecht bleibt bei den Architekten. Sie übergeben die Werknutzungsrechte an BEST(un)BUILT, wobei die Bezahlung wie in einem Galeriensystem abgewickelt wird.
STANDARD: Das heißt?
SCHACHERER: Der Architekt bekommt pro verkauften Plan einen bestimmten Prozentsatz.
STANDARD: Wie viele Projekte gibt es bisher in Ihrem Webshop?
SCHACHERER: Wir haben vor zwei Wochen gestartet. Derzeit haben wir 13 Projekte. Bis Jahresende sollen es 50 sein, wobei Architekten aus ganz Europa, unter anderem aus den Nachbarländern Deutschland, Ungarn, Tschechien, und der Slowakei teilnehmen werden, aber auch aus Großbritannien und Frankreich.

LENA SCHACHERER (38) studierte Architektur in Wien, Graz, Berlin und Paris.
Seit 2011 arbeitet sie an BEST(un)BUILT.